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16. Juli 2013

Ungeschriebene Bücher

Abgelegt unter: Keine Kategorie — Clemens Krause @ 11:56 pm

Mozart (Wolfgang Amadé) sagte einmal, die Musik für viele Opern, Sinfonien, Konzerte, Messen etc.  sei schon in seinem Kopfe fertig, er habe nur noch keine Zeit gefunden, sie niederzuschreiben.

O, wie gut verstehe ich das! Mir geht es ja sooo ähnlich! Leider nicht mit Musik, da habe ich keine ungeschriebenen opera im Kopf, aber mit Büchern! Wie viele epochemachenden Werke, vom großen Roman über die wichtigen wissenschaftlichen Beiträge zu wesentlichen Themen sind schon im Kopf fertig! So z.B. der Roman meiner Großeltern, wie sie sich in den Wirren nach 1919 im fernen Baltikum kennen und lieben lernten, verbunden mit einem Sittengemälde der Revolution, erhellenden Episoden aus dem Leben der Baltendeutschen, die Verwicklungen von Esten, Letten, Russen, Wepsen, Liven, Baschkiren, Tungusen und Burjäten, nicht zu vergessen abenteuernde und marodierende deutsche Freikorpssoldaten, aber auch die edlen, einfachen Charaktere aus dem Volke, dem Bürgertum, dem Adel, der Intelligenz, kurz: der Roman, der die Nachfolge von Tammsaare, Dostojewski, Gorki und ähnlichen bedeutenden Schriftstellern antreten wird. (Fast) alles ist fertig, die Schauplätze sind besichtigt, ein Personenverzeichnis im Entstehen, verschiedene Titelversionen schwirren sozusagen im Raume, da ruft mich doch meine Gattin zum Abendessen und fragt, wie mein morgiger Tag denn aussehe. Seufzend ziehe ich meinen Terminkalender zu Rate: morgen ist ausgebucht, eine Gruppe von Soldaten will durch Berlin geführt werden, ein längst geplanter Archivbesuch ist fällig, Herr Dr. X wartet auf eine Antwort bezüglich seiner im vorvorigen Jahrhundert in Berlin getauften Urahne, kurz: ich habe einfach keine Zeit.

Wenn wundert es, dass auch andere Werke, wie die Charakterskizze zum Rucksackträger, die Abhandlung über die 12 Arten des Lächelns (neulich sah ich doch klar und eindeutig Nr. 12: das hämische, schadenfrohe Grinsen, das vom Grinser als Lächeln eingestuft wird, beim Angegrinsten jedoch erhebliche Gewaltfantasien hervorruft), die launigen Betrachtungen zu ausgestorbenen Berufen (z.B. den Bolzenschneider), ganz zu schweigen von  meinem schon lange und intensiv vorbereiteten wissenschaftlichen Hauptwerk, dem anthropologischen Grundlagenwerk mit dem einfachen Titel: Der Mensch, unterteilt in A Das Weib und  B Der Mann, einfach noch nicht das Licht der Welt erblickt haben, weil ich keine Zeit zum Niederschreiben finde?

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