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25. August 2013

einmal Minister…

Abgelegt unter: Live — Clemens Krause @ 8:54 pm

In Deutschland bedeutete ein Minister etwas. Nicht unbedingt die Person, denn da hat es ja so manche Obskuritäten gegeben, man denke nur an so einige Verteidigungsminister, nein, aber es zählt die Macht, die damit verbunden ist. Nein, nicht etwa die Tatsache, dass ein Minister gelegentlich mit dem Hubschrauber fliegen darf oder öfter mal dienstlich ins Ausland fahren kann (das gilt für alle, keineswegs nur für den Außenminister), sondern die Macht, die er durch Verordnungen ausüben kann. In der Schule lernt man zwar (besser: sollte man lernen), dass der Bundestag  die Gesetze macht, aber was wäre ein Gesetz ohne die dazu notwendigen Verordnungen, Ausführungsbestimmungen und ähnliche Meisterleistungen der Bürokratie?So gibt es die Straßenverkehrsordnung als ein Gesetz, das der Bundestag gemacht hat, aber z.B. die “Autobahnrichtgeschwindigkeitsverordnung”  ist ein Werk des Verkehrsministers, das lediglich der Zustimmung des Bundesrats bedurfte. Jeder Kenner der Ge3setzgebungsmaschinerie weiß ja, wie leicht der Bundesrat allem zustimmt, was die Geschwindigkeit(für Autofahrer)  regelt.

Genau über diese Macht, Verordnungen zu erlassen, verfügt also ein Minister. Und deshalb bedeutet er auch etwas.

Im alten Rom war bekanntlich manches nicht  in Ordnung. Deshalb reden ja manche auch heute noch gerne von spätrömischen Zuständen. Sie irren sich nur insofern, als es diese Zustände schon immer in Rom gab, nicht erst im späten. Nun waren die Römer vielerlei, Eroberer, Erfinder der lateinischen Sprache, Entwicklungshelfer für zurückgebliebene Gegenden wie Gallien oder Germanien, und unter anderem auch die Erfinder des römischen Rechts. Das sollte dazu dienen, die Zustände zu verbessern. Die früh- und spätrömischen. Nun war es schon damals leider so, dass viele sich nicht ändern lassen wollten, nicht nur die Zustände, sondern vor allem die Menschen, die in solchen alt- oder spätrömischen Zuständen lebten. Z.B. die, die lieber andere für sich arbeiten lassen wollten, oder lieber vom Staat lebten, oder zu wenig Kinder produzierten. Da hofften die Römer, mit ihrem Recht etwas zu erreichen. So setzte Augustus fest, um die Geburtenrate zu erhöhen, dass nur ein  Mann mit drei Kindern etwas werden konnte. Das klapptge aber nur sehr unzureichend, denn leider war es auch in Rom so, dass das Recht alleine nicht so recht weiter half. Daher hatten die Römer für Notfälle eine segensreiche Einrichtung: Sie konnten für ein halbes Jahr einen Diktator einsetzen, wenn mal so richtig alles drunter und drüber ging. Der konnte dann mal alles so richtig regeln, bis es wieder halbwegs lief. Nur einmal machten die Römer einen großen Fehler, als sie nämlich Cäsar erlaubten, für längere Zeit Diktator zu sein. Dann war es allmählich vorbei mit den guten Sitten, dann kamen nicht mehr die altrömischen, nur noch die spätrömischen Zustände. Aber eine Weile hat das mit der Diktatur auf Zeit richtig gut geklappt. Das lag natürlich daran, dass das Wort Diktator noch nicht so verpönt war wie heute, wo es wahlweise in Südamerika, Europa, Afrika oder Asien von sogenannten Diktatoren nur so wimmelt, die mit den altrömischen aber auch gar nichts außer dem Namen gemein haben. So ein römischer Diktator war einfach jemand wie ein Minister, der für begrenzte Zeit amtieren konnte, sich selbst seine Aufgabengebiete heraussuchen konnte,und dann nach getaner Arbeit, wenn er z.B. die Sitten verbessert hatte (z.B. die unanständigen griechischen Tänze verboten hatte), zurücktrat und seiner normalen altrömischen Arbeit nachging: morgens das Feld pflügen, mittags nach Rom gehen, ein paar Reden schwingen, und abends zum kargen Abendbrot mit römischem Schwarzbrot wieder in sein einfaches Haus auf dem Lande  zurückzukehren.

So etwas brachten wir auch, jemand, der einmal Minister ist, das Wichtige regelt, z.B. mit Verordnungen, und dann nach ein paar Tagen (bei den heutigen Kommunikationsmitteln braucht so jemand nicht ein halbes Jahr, zwei- drei Wochen würden reichen) zurücktritt.

Sie glauben, bei uns sei alles in Ordnung? Sie glauben, wir hätten schon alles geregelt? Lesen Sie einfach mal den nächsten Beitrag zum Thema!

16. Juli 2013

Ungeschriebene Bücher

Abgelegt unter: Keine Kategorie — Clemens Krause @ 11:56 pm

Mozart (Wolfgang Amadé) sagte einmal, die Musik für viele Opern, Sinfonien, Konzerte, Messen etc.  sei schon in seinem Kopfe fertig, er habe nur noch keine Zeit gefunden, sie niederzuschreiben.

O, wie gut verstehe ich das! Mir geht es ja sooo ähnlich! Leider nicht mit Musik, da habe ich keine ungeschriebenen opera im Kopf, aber mit Büchern! Wie viele epochemachenden Werke, vom großen Roman über die wichtigen wissenschaftlichen Beiträge zu wesentlichen Themen sind schon im Kopf fertig! So z.B. der Roman meiner Großeltern, wie sie sich in den Wirren nach 1919 im fernen Baltikum kennen und lieben lernten, verbunden mit einem Sittengemälde der Revolution, erhellenden Episoden aus dem Leben der Baltendeutschen, die Verwicklungen von Esten, Letten, Russen, Wepsen, Liven, Baschkiren, Tungusen und Burjäten, nicht zu vergessen abenteuernde und marodierende deutsche Freikorpssoldaten, aber auch die edlen, einfachen Charaktere aus dem Volke, dem Bürgertum, dem Adel, der Intelligenz, kurz: der Roman, der die Nachfolge von Tammsaare, Dostojewski, Gorki und ähnlichen bedeutenden Schriftstellern antreten wird. (Fast) alles ist fertig, die Schauplätze sind besichtigt, ein Personenverzeichnis im Entstehen, verschiedene Titelversionen schwirren sozusagen im Raume, da ruft mich doch meine Gattin zum Abendessen und fragt, wie mein morgiger Tag denn aussehe. Seufzend ziehe ich meinen Terminkalender zu Rate: morgen ist ausgebucht, eine Gruppe von Soldaten will durch Berlin geführt werden, ein längst geplanter Archivbesuch ist fällig, Herr Dr. X wartet auf eine Antwort bezüglich seiner im vorvorigen Jahrhundert in Berlin getauften Urahne, kurz: ich habe einfach keine Zeit.

Wenn wundert es, dass auch andere Werke, wie die Charakterskizze zum Rucksackträger, die Abhandlung über die 12 Arten des Lächelns (neulich sah ich doch klar und eindeutig Nr. 12: das hämische, schadenfrohe Grinsen, das vom Grinser als Lächeln eingestuft wird, beim Angegrinsten jedoch erhebliche Gewaltfantasien hervorruft), die launigen Betrachtungen zu ausgestorbenen Berufen (z.B. den Bolzenschneider), ganz zu schweigen von  meinem schon lange und intensiv vorbereiteten wissenschaftlichen Hauptwerk, dem anthropologischen Grundlagenwerk mit dem einfachen Titel: Der Mensch, unterteilt in A Das Weib und  B Der Mann, einfach noch nicht das Licht der Welt erblickt haben, weil ich keine Zeit zum Niederschreiben finde?

St. Elisabeth, Berlin Invalidenstraße

Abgelegt unter: Keine Kategorie — Clemens Krause @ 11:29 pm

Wussten Sie schon, dass die Revolution von 1848 genau 166 Reichstaler gekostet hat? Diese Summe musste die St. Elisabeth-Kirche aufwenden, um den Zaun des Pfarrgartens an der Invalidenstraße wieder herzustellen, den die Revolutionäre am 19. März 1848 abgerissen hatten, um daraus, zusammen mit eilends abgesägten Bäumen aus der Berg- und Invalidentsraße eine Barrikade zu errichten. Nach dem Wegräumen der Barrikade hätte man ja den Zaun billig wiederherserllen können, aber: es „, war Alles eifrig bemüht, das Holz zu stehlen, sodaß das Meiste von den gierigen Händen der lieben Kirchkinder weggeschleppt wurde und der Kirche der oben angezeigte große Schaden (= die Wiederherstellungskosten) erwuchs.“. So können wir es in der Chronik von St. Elisabeth lesen. Wenig später  wurde es allerdings noch schlimmer: Für den 22. März wird berichtet: „Die Kirchen füllten sich außerordentlich, aber sie bedrohten den Prediger, der für den Prinzen von Preußen (=der spätere Kaiser Wilhelm I.) beten würde, niederzuschießen und da dies in der St.Elisabeth-Kirche geschah, so erwartete man, daß der Pastor am Altare erschossen werden würde. Allein es geschah ihm nichts.“  Das ist ja zum Glück ein glimpfliches Ende.

Auch rund um die Sophienkirche war einiges los. Für 1848 lesen wir in einer handschrifltichen Chronik, die im anhang der Festschirft zum 300jährigen Jubiläum erscheinen wird:  1848. am 19ten März wurde nur ein Gebet vor dem Altar gehalten. Der Gottesdienst fiel aus, da sich die Stadt noch in tumultuarischer Bewegung befand und Barrikaden den Zugang zur Kirche versperrten; auch wurde am 18ten März 1848. von den Empörern der der Zugang zu den Glocken erstürmt und der Zaun, der unsere Kirche und den bei ihr befindlichen Kirchhof von der Straße scheidet, am 19ten März niedergerissen.“ Leider erfahren wir nicht, was die Wiederherstellung dieses Zauns gekostet hat. Vermutlich dürften die Gesamtkosten der Revolution doch etwas höher gewesen sein, als die oben erwähnten 166 Reichstaler.

 

12. Juli 2013

Evolution

Abgelegt unter: Wissenschaft — Clemens Krause @ 9:47 pm

 

Die Evolution schreitet fort. Jeder Pennäler weiß, dass das bei der Drosophila sehr schnell geht. Dieser Gattung droht bereits eine Aufspaltung da sie bereits 1500 Arten zählt.

Bis vor kurzem schien das bei der Gattung homo sapiens ganz anders zu sein: nahm man früher eine Aufspaltung in Arten anhand bestimmter Hauttypen an, so ist das heute überholt: die Übereinstimmung in den Genen, besonders in dem Gen cupiendi ist so groß, dass es von daher keine Unterarten zu geben scheint.

Neuere Beobachtungen – das bisherige Datenmaterial stammt aus der Hauptstadt - legen allerdings den Schluss nahe, dass die Gattung homo sapiens dennoch dabei ist, sich  allmählich in mehrere Arten aufzuteilen. Da gibt es zum Beispiel den homo ruminans (ruminans= wiederkäue4nd), oft in der weiblichen Form, der evolutionär schon weit fortgeschritten ist. Bedingt durch eine gummiartige Form der Nahrungsaufnahme ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis der homo ruminans mit der Ausbildung eines zweiten Magens beginnt. Interessant dürfte allerdings sein, an welcher Körperstelle dieser Magen herauswachsen wird, denn im Bauchraum ist ja bekanntlich nur Platz für einen Magen. Das erste Auftreten eines sichtbaren Pansens des homo ruminans dürfte die Modewelt vor erhebliche Herausforderungen stellen, insbesondere bei leichter Sommerbekleidung.  Es ist ein Desiderat, dass die Forschung sich dieses Themas in besonderer Weise annimmt, damit der homo ruminans sich nicht plötzlich in eine ihm unliebsame Ecke gestellt sind, wenn der Pansen  sich etwa zwischen den Schulterblättern entwickelt.

Eine andere in neuerer Zeit im Feldforschungsgebiet  häufig zu beobachtende Untergattung des homo sapiens ist der homo sinocularis (ohne Augen). Das Fehlen des entsprechenden Sinnesorganes hindert ihn allerdings nicht, öffentliche Verkehrszonen, z.B. Straßen, zu betreten, natürlich ohne sich zu vergewissern, ob sich etwa noch ein anderer Verkehrsteilnehmer auf der Straße befindet, hat er doch einfach keine Augen. Durch natürliche Auslese wird diese Unterart allerdings wohl schon bald verschwinden, ausgenommen in touristischen Ballungszentren, wo allein das massenhafte Auftreten des homo sinocularis die anderen Verkehrsteilnehmer zu erhöhter Aufmerksamkeit zwingt.

Scharf zu trennen, wenn auch in verkehrstechnischer Hinsicht ähnlichen Gefährdungen ausgesetzt, ist der homo monocularis (einäugig). Er ist grundsätzlich beiderlei Geschlechts und verwendet ein rechteckiges kleines Gerät mit Bildschirm, das er, meist in der linken Hand, in einigem Abstand zum Körper trägt. Oft sucht er noch die Wirksamkeit des Gerätes durch Drähte, die er in seine Ohren geführt hat, zu verstärken, so dass die Aufmerksamkeit des Kleinhirns zu 100 % durch dieses Gerät absorbiert ist. Ihn allerdings als homo sapiens degeneratus sincerebralis (degenerierter hirnloser Mensch) zu bezeichnen, wie es Prof. Dr. Müller-Riesling von der Charité vorschlägt, scheint dennoch etwas zu weit zu gehen, wenngleich nicht bestritten werden soll, dass es diese Unterart auch gibt. Sie ist allerdings nach Meinung des Verfassers dieses Beitrags weitaus häufiger auf Autobahnen anzutreffen: Kennzeichen: besagtes Gerät in Aktion und eine Geschwindigkeit von  über 200 km/h.

 

 

 

6. Juli 2013

Berliner Schnauze

Abgelegt unter: Keine Kategorie, Sprache — Clemens Krause @ 7:28 am

 

Der Berliner redet gerne. Dafür hat er eine Schnauze. Das Wort schnauzen hängt sehr eng damit zusammen. Wahrscheinlich ist es abgeleitet von der Schnauze des Berliners, also der Berliner Schnauze. Manche Menschen tragen ihr Herz auf der Zunge. Das verleitet dazu, die Berliner Schnauze auch mit dem Herzen in Verbindung zu bringen. Setzt man „Berliner Schnauze mit Herz“ gleich mit dem Begriff „offenherzig“, so ist man in Berlin auf dem richtigen Wege. Manche Touristen und auch Zugereiste haben zunächst die  Vorstellung, dass die Berliner Schnauze etwas mit „herzlich“ zu tun haben könnte. Diesen ist zu empfehlen, sich einmal eine halbe Stunde auf einer beliebigen Straße aufzuhalten, die von Fahrradkurieren und Taxifahrern gemeinsam genutzt wird. Da kann der Berlin-Neuling gleich lernen, was es in Berlin heißt: jemand zeigen, was eine Harke ist, denn die besagten Berliner Exemplare (Fahrradkuriere und Taxifahrer) beharken einander derart mit Worten, dass es anderswo in Deutschland für eine Reihe von Beleidigungsprozessen reichen würde. Der Berliner bucht dies allerdings ganz einfach ab unter der Rubrik: Berliner Schnauze mit Herz. Eine annähernde Umschreibung dieses Ausdrucks für Nichtberliner lautet: Schnauze aufreißen, nicht nachdenken, offenherzig hinausbrüllen, was einem zum anderen so einfällt und dann weiterfahren. Der andere, z.B. der Tourist, der nicht weiß, wie ihm geschieht, soll sehen, wie er damit zurecht kommt.

 

4. Dezember 2011

Passwörter und Verwandtes

Abgelegt unter: Keine Kategorie — Clemens Krause @ 5:05 pm

Kennen Sie das? Sie wollen dringend an einem fremden Computer eine e-mail schreiben, und was kommt, sicherer als das Amen in der Kirche?  Die Frage nach dem Passwort!

Früher war ein Pass eine Art Ausweis, der den Inhaber berechtigte, Reisen ins Ausland zu unternehmen. Sorgfältig wurde das sogenannte Signalement eingetragen, Nasenform,  Größe, Gewicht, unveränderliche Kennzeichen, kurz, alles was man in vorphotographischer Zeit brauchte, um zweifelsfrei die Identität festzustellen, zumindest an der Grenze des eigenen Staates.

Jetzt leben wir  im Zeitalter von Schengen, und zumindest in Europa ist der Pass fast ausgestorben, nur die USA (und Russland sowie andere misstrauische Staaten) bestehen noch auf einem Pass, aufgerüstet mit digitalem Fingerabdruck.

Aber das Internet! Dort wimmelt es nur so von Passwortanfragen, und keine noch so guten französischen Sprachkenntnisse helfen da weiter, nein, unbarmherzig besteht die E-mail-Adresse oder sonstiges auf virtueller Identifizierung, völlig unbeeindruckt von allen verbalen Versuchen Mitleid zu erregen, die doch früher, im Verkehr von Mensch zu Mensch, so erfolgreich waren, nein, das Internet kennt nur Digitales, und es ist ihm sogar herzlich egal, ob ein Berechtigter oder ein Unbefugter das Passwort eingibt.

Ach, was waren das für Zeiten, als eine wirkliche Person an der Grenze das Signalement mit Gesicht undStatur des Reisenden verglich und dann, wenn auch unter misstrauischen Blicken, den Schlagbaum hob! Tempi passati!

17. Juni 2009

berliner juni

Abgelegt unter: Keine Kategorie — Clemens Krause @ 10:17 pm

heute wurde heftig demonstiert, gegen den baccaleaurus, gegen die bildung, gegen die studiengebühren, ja, und was wird es bringen aupßer beschäftigung für die nicht gerade unterbeshäftigte bsr? Man sah viele junge leute, alle mit getränken und/oder etwas zum essen in der hand, also ganz normales berliner leben, das ja, südlichen gewohnheiten folgend, sich meist auf der straße, und natürlich in eile, abspielt. jetzt haben also viele studis aus halb deutschlnad dieses berliner leben geteilt, und nach der demo wird ja alles besser, die professoren werden studentenfreundlicher lesen, die prüfungen werden leichter, alles wird freier…

miscellen

Abgelegt unter: Keine Kategorie — Clemens Krause @ 10:10 pm

15. März 2008

Kommunikation, neuzeitliche

Abgelegt unter: Keine Kategorie — Clemens Krause @ 6:40 pm

Ein Freund von mir wohnt ca. 200 km entfernt von Berlin. In der Postkutschenzeit, als die Leute sich noch Briefe schrieben, wie so mancher Geheimrath, dauerte ein Brief auf diese Entfernung so ca. 2 Tage, mit Expresspost ging es auch schneller. Heute verfügen wir alle, na ja, jedenfalls die meisten, über eine Vielzahl von modernen, schnellen sogenannten Kommunikationsmitteln.

Mein Freund hat zwei Mobiltelefone, eins dienstlich, eins privat, zwei dienstliche Festnetzanschlüsse, einen privaten, und sicherlich  nicht nur eine e-mail-Adresse. Er ist also bestens ausgestattet, um fröhlich und erfolgreich jederzeit zu kommunizieren, wie man das heute so sagt.

Neulich sprach er auf meine Mailbox (haben wir eigentlich noch kein deutsches Wort dafür erfunden? Wie wäre es mit Postkasten?), und ich rief ihn daraufhin an. Zuerst im Büro. Da war er nicht. Dann auf der dienstlichen Mobilnummer. Die war zeitweilig abgeschaltet. Dann auf der privaten Mobilnummer. Da meldete sich eine polnische Dame, denn mein Freund wohnt direkt an der polnischen Grenze, und da gibt es eben manchmal deutsch-polnische Interferenzen. Außerddem ist er ein überaus beschäftigter Theatermann, der natürlich auch mal seine Telefone ausstellen muss, damit er sich ganz der Kunst widmen kann. Verständlich. Genauso, wie die deutsch-polnischen Interferenzen.

Also mache ich einen letzten Versuch und rufe die private Festnetznummer an. O Wunder, ein Anrufbeantworter! Im Ernst hatte ich natürlich auch nicht erwartet, dass jemand zu Hause sei. Ich spreche also nach dem Piepton (wie schön, dass es bei mir nicht piept, ich habe nämlich keinen Anrufbeantworter) und harre der Dinge, sprich des Anrufes, der da kommen wird.

Nach drei Wochen spricht mein Freund in meinen mobilen Postkasten, er habe leider gerade erst erfahren, dass ich vor drei Wochen angerufen hätte…Jetzt habe er aber absout keine Zeit, mindestens drei superwichtige Probleme hielten ihn von allen anderen Kontakten ab.

Ich glaube, ich schreibe ihm mal eine E-mail…

 

 

 

12. März 2008

O Sprache!

Abgelegt unter: Sprache — Clemens Krause @ 5:22 pm

Die Gelehrten streiten sich seit tausenden von Jahren, was und wozu eigentlich Sprache da ist. Vorherrschend war lange die Meinung, Sprache diene dazu, dass Menschen sich untereinander verständigen. Dass dem nicht so ist, zeigt schon ein kurzer Blick auf die Sprachgewohnheiten von Mann und Frau. Möchte ein Mann zum Beispiel seiner Liebsten von  einer Reise etwas mitbringen, haucht sie meistens: “Aber nur eine Kleinigkeit!” Ein Mann fasst dieses Wort leider von Natur aus eher pekuniär auf und denkt an ca. 10 - 20 €, täuscht sich aber mitunter schrecklich, wenn er erwartet, seine Liebste würde beim Anblick einer derartigen Kleinigkeit, etwa eines Berliner Bären für 19,95 € entzückt sein, denn SIE denkt bei Kleinigkeiten an einen  kleinen Flacon Chanel No. 5 oder an einen Ring mit einem wirklich kleinen Diamanten (”0,5 kt ist doch wirklich nicht viel, Liebster, und für die Fassung reicht doch 585er Gold!”).

Ist also schon hier Sprache eindeutig kein Mittel zur Verständigung, sondern eher ein gern benutztes
Mittel zur Verschleierung der wirklichen Absicht, wird auch klar, warum wir im Straßenbild unserer Städte, und auch in Schaufenstern,  seit einiger Zeit zunehmend sogenannte englische Bezeichnungen finden. Wenn in Bahnhöfen etwas von “Service point” steht, können wir uns darauf verlassen, dass wir dort niemanden finden, der uns etwa den Koffer trägt, sondern allenfalls jemanden, der uns den Weg über viele Treppen zum Bahnsteig weist, wo wir dann selber sehen können, wie wir unser Gepäck transportieren. Die Rolltrolley - Branche dankt es dem Bahnvorstand. Beschwerden und Hinweise auf den Sinn des Wortes “Service point” werden von den Verantwortlichen leicht und elegant damit gekontert, sie selbst könnten ja nicht so gut Englisch…

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